12. Dezember 1999
Y2K - Das eigentliche Problem
 

Das Ereignis rückt näher - der Jahrtausendwechsel. Viele sind verunsichert und vermuten computerbedingte Probleme in der Neujahrsnacht 2000. Im Rahmen der allgemeinen Panikmache sollen sich manche Betriebe sogar schon mit Notstromaggregaten eingedeckt haben.

Nichts wird passieren, jedenfalls nichts weltbewegendes. Die Journalisten werden Mühe haben, gute Stories am 1. Januar zu finden. Klar, es wird in den ersten Wochen hier und da so manche Überraschung geben, je nachdem, wann welches Programm wieder benutzt wird. Das kann sich noch Monate hinziehen. Aber, daß in der Silvesternacht Strom oder Telefon ausfällt, ist eher unwahrscheinlich.

Das eigentliche Jahrtausendproblem fängt erst ein Jahr später an, nämlich am 1. Januar 2001, und wird dann veraussichtlich 30 Jahre andauern.

Warum? Es liegt an der Schreibweise des Datums. Dazu später mehr.

Zunächst ein paar Worte zu der vieldiskutierten, philosophischen Frage:

Wann ist der wirkliche Jahrtausendwechsel?

Die Diskussion ist müßig, wird aber vehement geführt. Einige behaupten, daß das dritte Jahrtausend erst am 01.01.2001 beginnt. Sie berufen sich dabei auf folgende Überlegung:

Wenn ein Mensch geboren wird, dann beginnt sein erstes Lebensjahr. Dieses endet unmittelbar vor seinem ersten Geburtsjubiläum. Mit dem ersten Geburtstag fängt das zweite Lebensjahr an, welches vor dem zweiten Geburtstag endet usw.


Geburt              1.Geburtstag             2.Geburtstag
 |------------------------|------------------------|-------->
        erstes Jahr              zweites Jahr
    
Im ersten Jahr ist der Mensch null Jahre alt, im zweiten ein Jahr (und Monate). Im zwanzigsten Jahr ist er 19 Jahre alt und ein paar Monate.

Beim Jahrhundert ist es das Gleiche. Im achtzehnten Jahrhundert schrieb man die 17, im neunzehnten Jahrhundert die 18 und um zwanzigsten die 19. Demzufolge hatte das zweite Jahrhundert die Jahrhundertnummer 1 und die ersten 99 Jahre des ersten Jahrhunderts die Jahrhundertnummer 0.

Das Gleiche gilt für die Jahre und die Geburt Christi. Dummerweise gab es damals noch keine Null. Die Null als Ziffer wurde erst im achten Jahrhundert von Indien nach Arabien gebracht. Im römischen Zahlensystem macht die Null auch keinen Sinn. Deshalb wurde die Geburt Christi auf den Beginn des Jahres 1 festgelegt. Alles, was davor war, war "vor Christi Geburt" und wurde rückwärts gezählt.

Diesem bedauerlichen Umstand haben wir es zu verdanken, daß es das Jahr 0 in der Geschichte nicht gibt. Dem Jahr -1 folgte unmittelbar das Jahr +1. 2000 Jahre nach Christi Geburt sind also erst am 31.12.2000 vorbei und dann beginnt das dritte Jahrtausend.

Nach dieser Überlegung wäre Christus zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits ein Jahr alt gewesen. In Wirklichkeit war er aber zu Beginn der Zeitrechnung bereits 7 Jahre alt. Dazu folgender Text, den Rudi Öller im Dezember 1995 in Fido/Wissen.ger gepostet hat:



 Der Stern von Bethlehem
-------------------------

Die beiden Evangelisten Matthaeus und Lucas berichten zu Beginn
ihrer Aufzeichnungen von der Geburt Jesu. Matthaeus erwaehnt im
2. Kapitel seines Evangeliums dabei einen Stern. Drei "Weise"
waren seinem Bericht zufolge aus dem Morgenlande gekommen, denn
sie hatten "seinen" Stern gesehen, den Stern des "neugeborenen
Koenigs der Juden".

Zahlreiche Astronomen haben sich seit Menschengedenken den Kopf
darueber zerbrochen, ob der Stern von Bethlehem ein mystisches
Symbol sei oder ob er tatsaechlich jemals existierte. Wenn es
den Stern von Bethlehem wirklich gegeben hat, so argumentieren
die Astronomen, dann muesste es moeglich sein, dessen Geheimnis
mit den Mitteln der modernen Wissenschaft zu lueften.

Die "Weisen aus dem Morgenlande", von denen Matthaeus erzaehlt,
waren keine Koenige, aber es spricht einiges dafuer, dass es
sich um babylonische Priester des Propheten Zarathustra
gehandelt haben koennte. Zarathustra (griechisch "Zoroaster")
war ein Reformator der alten Religion Babylons. Er zaehlt zu
den aeltesten Verkuendern eines Ein-Gott-Glaubens. Die
Zarathustra-Priester Babylons waren gebildete Schriftgelehrte
und Astronomen und genossen in ihrem Lande hohes Ansehen.
Mitunter hatten sie sogar den Rang von Fuersten. Bei ihren
sorgfaeltigen astronomischen Beobachtungen muss diesen "Weisen"
eine aeusserst seltene und einmalige Erscheinung aufgefallen
sein. Dieses Himmelsbild muss sie veranlasst haben, eine lange
und beschwerliche Reise aus der Region des Persischen Golfs
nach Israel anzutreten.

Was aber haben diese Priester wirklich gesehen? Im Evangelium
des Matthaeus ist davon die Rede, dass der Stern von Bethlehem
mehrmals erschienen war und sogar "still stand".

Die moderne Astronomie hat uns gelehrt, dass selbstleuchtende
Sterne, zu denen auch unsere Sonne zaehlt, aus kosmischem
Staub entstehen und nach Milliarden Jahren wieder vergluehen
koennen. Besonders grosse Sterne sterben, indem sie mit
unvorstellbarer Wucht explodieren. Eine solche "Supernova"
waere, wenn sie in unserer Milchstrasse stattgefunden haette,
von den Himmelsbeobachtern keinesfalls uebersehen worden.
Weder in den alten Schriften der Babylonier noch in den
Schriften der Chinesen, die ebenfalls sehr gute
Himmelsbeobachter waren, findet sich indessen ein Hinweis auf
eine Supernova zur Zeit von Christi Geburt. Man darf also
annehmen, dass der Stern von Bethlehem keine Supernova war.

Koennte der Stern ein Komet gewesen sein? Kometen sind
Irrlichter am Himmel, durchs Weltall rasende Eisberge von
mehreren Kilometern Durchmesser, die vom Rande unseres
Sonnensystems und im Abstand von Jahrzehnten auf die Sonne
zustuerzen. Die Kometen umrunden die nahe und heisse Sonne und
erzeugen in Sonnenaehe einen riesigen Dampfschweif aus Wasser,
den man von der Erde aus als bedrohlich anmutendes Bild mit
freiem Auge erkennen kann. Im Jahre 5 vor Christus war ein
kleiner Komet erschienen. Er koennte der Stern von Bethlehem
gewesen sein, aber der wesentlich hellere und interessantere
"Halleysche Komet" war kurz zuvor, naemlich im Jahre 12 vor
Christus erschienen. Kometen sind derart beeindruckende
Erscheinungen, dass man auf unseren Weihnachtskrippen heute
noch den Stern von Bethlehem als Kometen darstellt, denn der
Schweif des Krippensterns symbolisiert eindeutig die
Zugehoerigkeit zu diesen Himmelsvagabunden.

Ein Komet koennte also der Stern von Bethlehem gewesen sein.
Problematisch an der Kometentheorie ist folgendes: Kometen
galten einerseits immer schon als Unheilsboten, andererseits
aber auch als Ankuendigung von Koenigen. Somit erscheint die
Kometentheorie zumindest teilweise plausibel.

Eine andere Theorie ist um vieles wahrscheinlicher. Es gab im
Jahre 7 vor Christus ein atemberaubendes Phaenomen am Himmel,
welches der Stern von Bethlehem gewesen sein koennte. Auf
dieses Ereignis war bereits der grosse deutsche Astronom
Johannes Kepler (1571-1630) anhand seiner Berechnungen
gestossen: Die beiden maechtigen Planeten(goetter) Jupiter und
Saturn trafen sich am Himmel, welches sternkundige Menschen
nicht uebersehen konnten.

Jupiter und Saturn sind Planeten, die ausserhalb der Erdbahn
um die Sonne wandern. Die innen um die Sonne kreisende Erde
bewegt sich schneller als Jupiter und Saturn. Von der Erde aus
gesehen vollfuehren die Planeten dadurch alle paar Jahre
auffallende und mysterioes anmutende Schleifenbewegungen am
Nachthimmel, die mehrere Wochen oder auch Monate dauern
koennen. Im Jahre 7 vor Christus standen nun Sonne, Erde,
Jupiter und Saturn exakt in einer Reihe. Die innen rotierende
Erde ueberholte die hintereinander liegenden Planeten Jupiter
und Saturn. Diese beiden riesigen und gut sichtbaren Planeten
vollfuehrten von der Erde aus gesehen nun scheinbar zwei
gemeinsame Schleifen und kamen sich dabei insgesamt dreimal so
nahe, dass sie wie ein einziger heller Stern erscheinen
mussten. Das war am 27. Mai, am 6. Oktober und am 1. Dezember
im Jahre 7 vor Christus. Diese auffallende Himmelserscheinung
war also dreimal zu sehen.

Damit nicht genug: Die dreifache Planetenkonjunktion fand im
Sternbild der Fische statt. Das Sternbild der Fische war bei
den Babyloniern das Symbol fuer Israel. Fuer die Weisen aus
dem Morgenlande koennte das spektakulaere Treffen der
Himmelsgoetter Jupiter und Saturn ein Hinweis gewesen sein,
nach Israel zu reisen, um dem neuen Koenig Israels ihre
Referenz zu erweisen. Also begannen die Weisen aus dem
Morgenlande im Mai ihre lange Reise und kamen vermutlich im
Winter in Israel an. Dass der neugeborene Koenig der Juden in
Bethlehem geboren wurde, konnten die Weisen nicht ahnen, fuer
sie war es logisch, zunaechst nach Jerusalem zu gehen, um sich
bei Koenig Herodes zu erkundigen. Dies geht auch aus dem
Evangelium des Matthaeus hervor. Der grausame Rest ist bekannt:
Herodes geriet in Panik und liess die maennlichen Saeuglinge
in Bethlehem ermorden. Die "Weisen" - von der Gefaehrlichkeit
Herodes' rechtzeitig informiert - "zogen auf einem anderen
Wege in ihr Land zurueck".

Eine Frage bleibt noch offen, die Frage nach dem Jahre 7 vor
Christus. Kann das stimmen? Ist Christus nicht im Jahre "eins"
oder "null" geboren worden? Der heute von uns gefeierte
Geburtstag von Jesus Christus und somit unsere heutige
gueltige Zeitrechnung geht auf den Moench Dionysius Exiguus
zurueck, welcher erst relativ spaet, namlich im 6. Jahrhundert
unsere Zeitrechnung eingefuehrt hatte. Dionysius muss sich bei
seinen Berechnungen ueber die Jahrhunderte hinweg um ein paar
Jahre geirrt haben, denn Herodes, der Kindermoerder von
Bethlehem, starb hoechstwahrscheinlich im Jahre 4 vor Christus,
und der Befehl des Kaiser Augustus, das Land in Steuertabellen
zu erfassen, war im Jahre 8 vor Christus ergangen. (Im
Lukasevangelium heisst es im Kapitel 2, dass Kaiser Augustus
den Befehl erlassen hatte, das Land neu zu erfassen). Somit
passen sowohl die wesentlichen historischen Eckdaten als auch
die seltsame Erscheinung der Planeten Jupiter und Saturn
ueberein.

Dionysius beging ueberdies einen kleinen mathematischen Fehler.
Er liess Jesus Christus im Jahr minus eins zur Welt kommen,
worauf das Jahr plus eins folgte. Das Jahr Null fehlt in seiner
Zeitrechnung, denn die Roemer kannten die Zahl Null nicht.
Diese wurde erst spaeter durch die Araber eingefuehrt.

Es spricht also vieles dafuer, dass Jesus im Spaetherbst des
Jahres 7 vor Christus geboren wurde. Trotzdem - oder gerade
deswegen - ist das von Dionysius Exiguus irrtuemlich
festgelegte Weihnachtsdatum ein Fest der Freude. Es geht bei
Weihnachten ja weniger um ein konkretes Datum als um ein
symbolbehaftetes Fest: Ein Fest der Familie, ein Fest der
Liebe, ein Fest der Kinder. Weihnachten ist aber auch
dualistisch zu sehen:

Die teuflische Seite symbolisiert der Massenmoerder Herodes,
die gottsuchende Seite bilden die geheimnisvollen "Weisen aus
dem Morgenlande".

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2000 Jahre nach Christus Geburt war also 1994. Weshalb also jetzt die Aufregung?

Doch nun zum Millennium-Bug. Darunter wird allgemein das Problem verstanden, daß Computer das Jahr 2000 irrtümlich als 1900 oder als ungültig interpretieren könnten. Schuld wären die Programmierer, die aus Faulheit die Jahreszahl nur zweistellig verarbeitet haben und aus Geiz keine vier Speicherstellen dafür opfern wollten. Alles Quatsch! Grund ist ganz einfach der, dass die Angabe des Jahrhunderts im Datum im Normalfall keine zusätzliche Information liefert. Man will das Jahrhundert deshalb weder schreiben, noch erfassen, speichern, ausdrucken oder sonstwas. Es ist überflüssig. Unnötiger Ballast.

Einwohnerversammlung
am 14.11.
im Gasthaus zur Linde, Parkstraße

Wie man sieht, kommt es auf den Zusammenhang an. Im Beispiel ist offensichtlich, daß die Versammlung noch in diesem Jahr stattfinden soll. Man kann deshalb auf die Jahresangabe ganz verzichten. Welchen Sinn sollte dann die Angabe des Jahrhunderts machen? Etwa soviel, wie der Hinweis, daß das Gasthaus zur Linde in Europa steht.

Es darf auch bezweifelt werden, daß alle existierenden Formulare, Fragebögen, Anträge usw., die Datumsangaben 2stellig erfragen, nur deshalb geändert würden.

Man wird also sehr bald, in ein paar Jahren schon, zur Normalität übergehen, und das Datum wieder 6stellig speichern, mit 2stelliger Jahreszahl wie eh und je.

Es sei denn, die 4stellige Jahreszahl erfüllt einen ganz anderen Zweck. Nämlich die eindeutige Erkennung des Jahres in einer Datumsangabe. Und das ist das eigentliche Problem beim 6stelligen Datum. Was bedeutet folgendes Verfallsdatum auf einer Dose?

04 01 02

Vorausgesetzt, man hat diese geheimnisvolle Zahlenfolge erstmal als Datum identifiziert, und nicht z.B. als Chargen-Nr., Herstellercode o.ä., dann stellt sich die Frage, wie soll man es interpretieren? Die Dose kann überall hergestellt worden sein, vielleicht in Malaysia für den Export nach Amerika. Es gibt nur zwei gesicherte Aussagen,
  • es ist nicht das Jahr 2001 und
  • es ist kein Februar.
Man könnte einwenden, daß die Missverständnisse zwischen englischer und deutscher Datumsangabe schon immer bestanden. Ja ja, schon. Nur bis zum Jahr 2000 konnte man wenigstens noch das Jahr identifizieren, am Inhalt der Zahl, und damit die Zahlengruppe überhaupt als Datum interpretieren. Das geht ab 2001 nicht mehr.

Die deutsche Form der Datumsangabe in der Reihenfolge Tag.Monat.Jahr hat zudem einen weiteren Nachteil. In der Datenverarbeitung werden Dateien bei der Speicherung mit einem Zeitstempel versehen. Das erlaubt die automatische Sortierung beim Listen solcher Dateien nach dem Alter. Und selbst wenn Dateien alphabetisch nach dem Namen sortiert werden, ist es immer möglich, ein Datum in den Dateinamen zu integrieren. Zum Beispiel:

  urlaub_020899.jpg   33.442  10.09.1999  19:58
  urlaub_300799.jpg   23.216  10.09.1999  19:55
  urlaub_310799.jpg   28.675  10.09.1999  19:57
    
Wie man sieht, empfiehlt es sich hier, das Datum "rumzudrehen", in die Form Jahr.Monat.Tag, damit die Dateien bei der alphabetisch sortierten Auflistung in der richtigen Reihenfolge erscheinen.
  urlaub_990730.jpg   23.216  10.09.1999  19:55
  urlaub_990731.jpg   28.675  10.09.1999  19:57
  urlaub_990802.jpg   33.442  10.09.1999  19:58
    
Diese Datumsdarstellung, mit dem höherwertigen Anteil zuerst, entspricht somit auch der allgemein gewohnten Zahlenschreibweise (höherwertige Ziffern zuerst, von links beginnend). Deshalb ist anzunehmen, daß zunehmend das Datum in dieser Form (Jahr Monat Tag) angegeben werden wird. Internationale Normen gehen auch in diese Richtung.

Nun ist es naiv, zu glauben, daß ein Land wie die USA oder Deutschland, sich in seinen Gewohnheiten umstellen würde.

"Die Messe wird Zweitausendvier Januar am zweiten eröffnet."

Da verdreht sich einem die Zunge. Keine Chance, daß sich sowas durchsetzt. Das Problem bleibt also. Es wird sich sogar bis 2031 weiter verstärken, weil die Daten, an denen die Jahreszahl mit Monat oder Tag vertauscht werden könnten, zunehmen. Ist es 2001 nur ein Monat und ein Tag, werden es 2012 jeder Monat und 12 Tage sein, die fehlinterpretiert werden können. Das war natürlich von 1901 bis 1931 das Gleiche. Nur gab's da noch keine Computer und kein Internet.

 


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